Wie redet Gott heute zu uns?

Frage: Hebräer 1,1-2 sagt: „Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen. Der Sohn ist der von Gott bestimmte Erbe aller Dinge. Durch ihn hat Gott die ganze Welt erschaffen.“

Auslöser meiner Fragen ist die Feststellung eines Bruders, der mir den (leisen) Vorwurf macht, ich würde nicht auf Gott hören. Da kommen natürlich bei mir die Fragen auf:

• Wie redet GOTT heute in dieser Endzeit überhaupt zu mir, zu Menschen allgemein?
• Bei jedem Menschen ist das verschieden?
• Früher durch Propheten, heute AUSSCHLIESSLICH durch Jesus?
• In welcher FORM? Nur durch das Wort?
• Wie muss mein Verhalten sein, damit ich Jesus HÖRE? Nicht nur LESE?

Antwort: Zuerst wollen wir uns einmal die beiden Verse in Hebräer 1,1.2 näher ansehen:

Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals [oder: vor alters] zu den Vätern geredet hat in den [oder: durch die ] Propheten, – hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn [d. h. in der Person des Sohnes], den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat;

Die Hauptaussage in diesem Kapitel ist, dass Gott im Sohn geredet hat. Der Gedankengang wird gleich in Kapitel 2 fortgesetzt: „Deswegen sollen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben“, nämlich weil Gott im Sohn geredet hat. Früher hat Gott durch viele verschiedene Propheten geredet und sich auf unterschiedliche Weisen offenbart. Als der Herr Jesus auf die Erde kam, fielen alle Scheinwerfer auf IHN; er stellte alle Propheten in den Schatten. Sogar der Schreiber dieses Briefes tritt selbst zurück, indem er nicht seinen Namen nennt (obwohl ich nicht daran zweifle, dass Paulus der Schreiber ist; vgl. die persönlichen Mitteilungen in Kapitel 13).

Gott hat durch Propheten geredet, und teilweise haben diese Propheten ihre Worte niedergeschrieben. Auf diese Weise ist das Wort Gottes entstanden, und zwar in 36 Büchern, sofern man die Bücher Samuel, Könige und Chronika jeweils als ein Buch rechnet.

Auf vielerlei Weise bedeutet, dass Gott sich offenbart hat

a) als Elohim, der HERR, El Schaddai, El Elyon
b) durch Worte, Träume, Visionen, Erlebnisse
c) durch Propheten, Engel, den Engel des HERRN (das ist übrigens Christus)

Die Väter sind die Gesamtheit der vorangegangenen jüdischen Generationen (vgl. Apg 7,52). Der erste eigentliche Prophet war Samuel (Apg 13,20). Natürlich gehört Mose dazu (5Mo 18,15); dann David (Apg 2,30) – dann Jesaja, Jeremia, Daniel, Hesekiel, die kleinen Propheten und die vielen Propheten, die Gott sonst noch benutzt hat.

Das Ende der Tage in Vers 2 bedeutet daher das Ende der Zeit, in denen Gott durch die Propheten gesprochen hatte. Es ist zugleich das Ende der Haushaltung des Gesetzes (vgl. Joh 6,39–54; 11,24; 12,48).

Nun wird der Herr Jesus in diesem Vers der Erbe aller Dinge genannt. Adam sollte über die sichtbare Schöpfung, über die Erde, herrschen und sie besitzen, doch er verlor durch den Sündenfall die moralische Würde und Berechtigung dazu. An dessen Stelle trat nun der Sohn, der das Bild Gottes ist. Gott wird die gesamte Schöpfung in Zukunft durch den Herrn Jesus segnen (Heb 2,7). So lesen wir im Buch der Offenbarung: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung“ (Off 5,12). Der Herr wird alles in Besitz nehmen. Er ist das Haupt über das gesamte Universum, die sichtbare und unsichtbare Schöpfung (Eph 1,9.10) Die 7-fache Herrlichkkeit des Sohnes
1. Der Erbe aller Dinge
2. Der Schöpfer der Welten
3. Der Abglanz seiner Herrlichkeit
4. Der Abdruck seines Wesens
5. Der Erhalter aller Dinge
6. Der Erlöser
7. Der zur Rechten Gottes Sitzende

Im letzten Teil von Vers 2 erfahren wir, dass Er sogar der Schöpfer aller Dinge ist, also des gesamten Universums (vgl. Joh 1,3; Kol 1,16). Dazu gehört nicht nur die sichtbare, sondern auch die unsichtbare Schöpfung.

Die ersten beiden Verse zeigen uns also die Größe unseres Herrn. Wir fassen noch einmal zusammen:

1. Er hat Gott vollkommen offenbart und bekanntgemacht und ist unendlich viel größer als alle Propheten zur Zeit des Alten Testaments.
2. Weil Er als Mensch Gott treu gedient hat und sogar sein Leben gelassen hat, hat Gott ihn zum Erben über alle Dinge (die sichtbare und die unsichtbare Welt) gestellt.
3. Als der ewige Sohn Gottes – der keinen Anfang hat – ist ER der Schöpfer des sichtbaren und unsichtbaren Universums.

Weil Gott IHM alle Autorität gegeben hat, sollen wir auf IHN hören. Damit wir auf IHN hören können, hat Gott dafür gesorgt, dass die Worte des Herrn Jesus, die Er gesprochen hat, als ER auf der Erde war, von den vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) aufgeschrieben worden sind. Das sind natürlich nicht alle Worte, die der Herr gesprochen hat, denn wenn alle Worte und alle Taten aufgeschrieben worden wären, schreibt Johannes, „so würde, denke ich, selbst die Welt die geschrieben Worte nicht fassen“ (Joh 21,25). Was wir jedoch wissen müssen, hat Gott in seinem Wort niedergeschrieben. Dazu kommt, dass der Herr Jesus nach seinem Sterben, seiner Auferstehung und Himmelfahrt dann durch seinen Geist in den Apostel und Propheten des Neuen Testamentes gewirkt hat, so dass sie ebenfalls die Worte unseres Herrn gesprochen und niedergeschrieben haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch das Alte Testament für uns wichtig wäre, denn es ist genauso das Wort Gottes wie das Neue Testament. Allerdings war das Alte Testament zunächst an das Volk Israel adressiert und das Neue Testament zunächst an die Gemeinde. Das müssen wir immer beim Lesen des AltenTestaments berücksichtigen.

Nach diesem etwas längeren Vorspann komme ich nun auf die einzelnen Fragen zurück:

• Wie redet GOTT heute in dieser Endzeit überhaupt zu mir, zu Menschen allgemein?

Gott redet eindeutig in dieser Zeit (wie auch in früheren Zeiten) immer durch sein Wort, die Bibel. Deshalb ist es so wichtig, dass ich jede Gelegenheit nutze, wo das Wort Gottes gelehrt und gepredigt wird (sofern die Predigt natürlich mit dem Wort Gottes übereinstimmt). Dann ist es wichtig, dass ich das Wort Gottes selbst lese und Gott bitte, es mir verständlich zu machen. Dabei können mir auch gute Auslegungen helfen (der Betreiber dieser Homepage kann dazu gute Empfehlungen geben).

• Bei jedem Menschen ist das verschieden?

Nein, für alle Menschen gilt, dass sie das Wort Gottes hören und lesen. Das wird bestätigt durch Römer 10,14–17: „Wie werden sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger? Wie aber werden sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind? – wie geschrieben steht: ,Wie lieblich sind die Füße derer, die das Evangelium des Guten verkündigen!‘ Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Denn Jesaja sagt: ,Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?‘ Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“

• Früher durch Propheten, heute AUSSCHLIESSLICH durch Jesus?

Im Grunde hat auch in früherer Zeit Gott durch die Propheten gesprochen, jedenfalls wenn sie sagten: „So spricht der HERR.“ Da Jesus immer der Sohn Gottes war, also selbst Gott war, war ER es, der durch die Propheten gesprochen hat. Doch die Menschen kannten damals den Sohn Gottes nicht, weil ER noch nicht Mensch geworden war. Wir haben das große Vorrecht, dass wir IHN heute als den Mensch gewordenen Sohn Gottes kennen auch seine Worte kennen, die ER als Mensch gesprochen hat. Außerdem hat ER danach durch seine Apostel gesprochen.

• In welcher FORM? Nur durch das Wort?

Ja, nur durch das Wort. Heute kann niemand mehr sagen: „So spricht der HERR.“ Deshalb hören wir nur auf solche, die sagen; „So spricht das Wort Gottes.“ Wir prüfen alle Aussagen von Menschen anhand des Wortes Gottes, so wie es einst die Beröer taten: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich so verhielte“ (Apg 17,11).

• Wie muss mein Verhalten sein, damit ich Jesus HÖRE? Nicht nur LESE?

Es gibt keinen Unterschied zwischen „auf Jesus hören“ und „lesen“. Wir hören auf Jesus, indem wir sein Wort lesen oder der Predigt seines Wortes zuhören. Wir sind durch das Wort Gottes von neuem geboren worden, wir müssen auch als bekehrte Menschen auf das Wort Gottes hören. Indem wir auf das Wort Gottes hören, hören wir auf den Sohn Gottes.

Wenn wir das Wort Gottes beachten, wird Gott uns reichlich segnen. Das wünsche ich jedem Leser dieser Zeilen und auch mir selbst.

Werner Mücher

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