Der letzte Tag

Frage: Was ist mit dem letzten Tag in Johannes 6,40 gemeint?

Antwort: „Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“ Der Herr Jesus knüpft mit dem Ausdruck „am letzten Tag“ offensichtlich an einen Sprachgebrauch an, der zu der Zeit unter den Menschen des Volkes Israel üblich war (vgl. Johannes 6,39.44.54; 11,24; 12,48). Ohne Zweifel erwarteten viele Juden das kommende Reich des Messias (siehe die unzähligen Ankündigungen im Alten Testament). Es war die Hoffnung jedes gottesfürchtigen Israeliten, dieses Reich mitzuerleben. Dieses künftige Reich wäre ein neuer Zeitabschnitt, dem eine andere Zeit vorausgeht. Diese vorausgehende Zeit würde zu einem Ende kommen und der neuen Zeit des Reiches Platz machen. Offensichtlich war also die Vorstellung vorhanden, dass man am letzten Tag der vorhergehenden Zeitperiode auferweckt werden würde, um an den Segnungen des Reiches teilhaben zu können. Martha gebrauchte von sich aus diese Formulierung, als der Herr Jesus von der Auferweckung Lazarus’ sprach: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tage“ (Johannes 11,24).

In den Evangelien werden wir vergeblich nach einer näheren Erklärung dazu suchen. Wenn wir uns jedoch den Briefen und dem Buch der Offenbarung zuwenden, finden wir bestätigt, dass alle gestorbenen Israeliten teilhaben werden an der Herrlichkeit des künftigen Friedensreiches, wo der Messias von Jerusalem aus über die ganze Erde herrschen wird. Ich setzte als bekannt voraus, dass die Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments zu den „Toten in Christus“ gehören, die bei der Entrückung der Versammlung Gottes mitauferweckt werden (1.Thessalonicher 4,16.17). Nach meiner Überzeugung wird die Entrückung einige Jahre vor der Errichtung des Friedensreiches stattfinden. In der Zwischenzeit findet die große Drangsal statt. Viele Menschen werden während der Zeit der Gerichte ihre Treue zu Gott und dem Wort Gottes mit dem Leben bezahlen. In Offenbarung 6,9–11 finden wir Märtyrer aus der Zeit nach der Entrückung bis Errichtung des Friedensreiches. Die Seelen dieser Märtyrer werden unter dem Altar gesehen und sie sind es, die mit lauter Stimme zu Gott um Rache rufen. Dann werden ihnen weiße Gewänder gegeben und ihnen gesagt, dass sie eine kurze Zeit ruhen sollten bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet sein würden, die ebenso wie sie getötet werden würden. Zu diesem Zeitpunkt werden noch einige Jahre vergehen bis das Friedensreich anbricht, und in der Zwischenzeit werden weitere Menschen als Märtyrer sterben. In Offenbarung 20,4–6 finden wir dann, dass alle diese Märtyrer zu Beginn des Reiches auferweckt werden. Im Licht dieser Stellen aus Offenbarung 6 und 20 können wir also sagen, dass mit dem Ausdruck „am letzten Tage“ diese beiden Zeitpunkte der Auferweckung aller Gläubigen vor Beginn des Friedensreiches gemeint ist. Gottes Wort nennt diese Auferstehung übrigens die erste Auferstehung (Offenbarung 20,5). Alle ungläubigen Toten werden erst viel später, nämlich nach dem Freudenreich auferweckt, dann aber um für ewig gerichtet zu werden. Diese Auferweckung und dieses Gericht finden wir in Offenbarung 20,11–15.

Werner Mücher

Zurück zur Übersicht der Fragen & Antworten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*