Christen und Petitionen
Frage: Inwieweit sollen/können wir als Christen Petitionen mitunterzeichnen?
Konkreter Anlass der Frage sind zwei Petitionen in der Folge, die innerhalb der letzten Tage per E-Mail unter anderem auch unter Christen verschickt werden. Eine davon stammt von Feministinnen, die im Namen von Zwangsprostituierten fordern, dass die Prostitution generell abgeschafft wird, und zum anderen die sogenannte Syrien-Petition, als Beistand für Christen in großer Not. Petent ist in diesem Falle das christliche Werk Open Doors.
Antwort: Inwieweit jemand eine Petition mitunterzeichnet, ist eine persönliche Frage. Das Beste ist immer, wenn man eine anstehende Entscheidung zuerst einmal im Gebet vor Gott ausbreitet. Obwohl sicher jeder Christ absolut gegen Zwangsprostitution ist, würde ich mich nicht bei den Feministinnen einreihen.
Was Syrien betrifft, so bin ich unbedingt dafür, dass unschuldige Menschen nicht zu sterben brauchen. Ich weiß allerdings nicht, was Gott mit dem syrischen Volk vorhat. Das syrische Volk wird bei den künftigen Ereignissen um und in Israel noch eine wichtige Rolle spielen.
Außerdem gibt es keine Obrigkeit, außer von Gott (Röm 13,1). Gott setzt sie ein und setzt sie ab (vgl. Daniel 2,21). Der Herr Jesus hat gesagt: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18). Hinter jedem irdischen Krieg steht übrigens ein Krieg im Himmel (siehe Daniel 10).
Wir haben die wunderbare Möglichkeit, durch Gebet auf die Politik Einfluss zu nehmen. Dazu empfehle ich die Lektüre des – aus meiner Sicht – hervorragenden Artikels, der vor einigen Jahren in der Zeitschrift Folge mir nach erschienen ist. Der Artikel kann hier abgerufen werden.
Werner Mücher
Kurt Becker
Wie in obiger Antwort bereits erwähnt, ist das Unterzeichnen von Petitionen eine persönliche Sache. Jeder sollte das selbst vor dem Herrn entscheiden. Trotzdem möchte ich ein paar Gedanken anfügen, die bei der Entscheidungsfindung eventuell hilfreich sein können.
Eine Petition kann je nach Formulierung eine Bitte, eine Aufforderung, eine Beschwerde oder sogar eine Forderung sein. (z.B.: Deshalb fordern wir…). Wenn ein Christ Galater 6,14 verstanden hat und damit übereinstimmt, kann er nicht gleichzeitig eine Beschwerde an diese Welt richten, oder etwas von dieser Welt fordern.
Demnach wäre eine Petition in Form einer Bitte schon angemessener. Allerdings fragen wir uns als Christen natürlich auch, wen wir vorrangig bitten, sich unserer Anliegen anzunehmen. Den Vater im Himmel, oder die Menschen der Welt? Oder vielleicht beide?
Die ersten Christen hatten eine ganz genaue Vorstellung davon, an wen sie sich wenden, als ihre Geschwister verfolgt, misshandelt, getötet und inhaftiert wurden (siehe Apostelgeschichte 12,1-17). Sie versammelten sich um zu beten! (Vers 12).
Sie richteten ihr Anliegen nicht an die Politiker, sondern an ihren Herrn, und dabei fuhren sie auch nicht „zweigleisig“.
Wenn man sich zudem die äußerst geringe Chance vor Augen hält, die eine Petition bewirken kann (die politische Umsetzung eines Petitionsinhaltes ist in den meisten Ländern gesetzlich mit der Unverbindlichkeit vorbehalten, und die Behandlung des Inhaltes hängt von einer kleinen Anzahl von Ausschussmitgliedern ab, gegenüber oft Tausenden von Befürwortern. Selbst eine weitere Behandlung als ein Thema im Parlament ist nicht bindend), dann dürfte man selbst dann, wenn man kein großer Beter ist, eher dazu geneigt sein sich an den zu wenden, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist!
Noch ein letzter Hinweis: Nicht jedes gut gemeinte Anliegen stimmt automatisch auch mit den Wegen und Plänen Gottes überein, und nicht alle unsere Handlungen entsprechen seinem Willen, nur weil wir es dabei gut meinen (siehe Jesaja 55,9). Wir sollten deshalb darauf achten, nicht für irgendetwas zu bitten, das nicht in Übereinstimmung mit seinem Willen steht (1.Johannes 5,15). Dazu ist es erforderlich, dass wir Gottes Wort, seinen Willen und seine Anliegen kennen. Deshalb sollten wir (wie bereits in obiger Antwort dargelegt) die Schrift oft studieren, damit wir besser wissen, was Gottes Wille ist und wie wir verständiger und einsichtsvoller beten können.