Frage zu 1.Korinther 9,17

Frage: Ich lese gerade 1.Korinther und habe hier zu Kap 9, 13-17 eine Frage:
Was bedeutet: …wenn aber unfreiwillig, bin ich mit einem Haushalterdienst betraut (Text der EÜ 1905: Denn wenn ich dies freiwillig tue, so habe ich Lohn, wenn aber unfreiwillig, so bin ich mit einer Verwaltung betraut)

Antwort: Der erste Brief an die Korinther enthält eine Menge göttlicher Antworten auf Fragen der Ordnungen im persönlichen Leben und insbesondere auf Fragen, welche das Zusammenkommen als Ortsgemeinde betreffen.

Die Themen sind u.a: Spaltungen, Sittenlosigkeit, Gemeindezucht, Rechtsstreitigkeiten, Ehe, Ehelosigkeit, Ehetrennung, der Lohn derer, die vollzeitig am Wort dienen, geistliche Gaben, Liebe als wahre Triebfeder, Warnung vor Verbindungen mit Dämonen, Ordnungen für das Zusammenkommen, die Stellung der Frau, Abendmahl, Sammlungen, sowie Antworten auf diverse Lehrfragen wie z.B. die Auferstehung der Gläubigen.

Mehrmals lesen wir zudem in diesem Brief, dass es besser und gottgewollt ist auf unsere Rechte und Freiheiten zu verzichten, als auf deren Durchsetzung zu bestehen (siehe z.B. 6,7 und 8,9-13).

In Kapitel 9, wo es um Lohn für den Dienst am Wort geht, sehen wir, wie Paulus selbst auf seine Rechte verzichtet.

Er hätte als Apostel, der dem Herrn vollzeitig diente, genauso Lohn in Anspruch nehmen können, wie andere auch. Bereits im Gesetz Mose heißt es, dass man dem Ochsen, wenn er drischt, nicht das Maul verbinden soll (5.Mose 25,4). 1.Korinther 9,10 macht klar, dass sich diese Aussage in erster Linie nicht auf Ochsen bezieht, sondern auf Gläubige, die den Menschen und ihrem Herrn dienen.

Weiter wird argumentiert, dass man von keinem Soldat verlangt, dass er seine Kriegseinsätze selbst finanziert, keinem Weinbauer die Frucht seiner Arbeit vorenthalten würde, und von einem Hirten nicht erwartet, dass er die Milch der Herde, die er hütet, nicht auch trinkt.
Und noch einmal bezieht sich Paulus in Vers 13 auf diesbezügliche göttliche Anordnungen, welche bereits in den Schriften festgehalten waren: Die Priester, die mit den heiligen Dingen beschäftigt sind, nähren sich von dem, was für den Tempel gegeben wurde.

Doch bei all dem macht er deutlich, dass er und Barnabas (siehe Vers 6) nicht von diesem Recht Gebrauch gemacht hatte (Vers 12 und Vers 15), weil für ihn der Dienst am Evangelium kein von ihm angenommener, entgeltlicher Auftrag war, und weil er „dem Evangelium kein Hindernis bereiten wolle„.

Ähnlich ist die Situation bei Missionaren heute, die keine feste Anstellung durch Missionsgesellschaften oder Organisationen suchen und deren Entlohnung ablehnen, um sich z.B. nicht deren Anweisungen, sondern alleine dem Herrn verpflichtet zu wissen. Sie gehen lieber einer geringfügigen zusätzlichen Arbeit nach, um für ihre Bedürfnisse selbst aufkommen zu können, und vertrauen dem Herrn, der sie versorgt.
Sie empfinden ähnlich wie Paulus. Der Dienst am Evangelium ist für sie keine Erwerbstätigkeit, zu der sie sich freiwillig entschlossen haben, sondern eine Notwendigkeit, die ihnen vom Herrn auferlegt wurde.

Bei Paulus war es jedenfalls so. Er wurde unfreiwillig, das heißt ohne der Möglichkeit seiner Einwilligung beauftragt. Derr Herr selbst hat ihn mit der Verwaltung seines Evangeliums betraut; ohne ihn zu fragen ob er auch damit einverstanden wäre. (Mit einem Haushalterdienst oder einer Verwaltung betraut zu sein bedeutet, mit den Dingen, die man für eine Aufgabe erhalten hat, richtig zu wirtschaften.)
Paulus sprach von der Notwendigkeit, die ihm auferlegt war: “ Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so habe ich keinen Ruhm, denn eine Notwendigkeit liegt mir auf; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte!“ (1.Korinther 9,16). Da gab es auch nichts wofür er gerühmt werden konnte, denn der Dienst am Evangelium war nicht seine Idee, nicht seine Entscheidung gewesen. Er tat nur was ihm aufgetragen wurde. Es war eine vom Herrn auferlegte Verpflichtung. „Wehe mir“ schrieb er, wenn ich dieser Verpflichtung nicht nachkomme und das Evangelium nicht verkündige. Er wusste, dass er dann ungehorsam wäre.

Was war sein Lohn? (Vers 18) Und was ist der Lohn derer, die nicht aus freier Wahl predigen, sich nicht selbst dazu entschieden oder eingewilligt haben das Evangelium zu verkünden bzw. am Wort zu dienen, sondern sich alleine vom Herrn dazu gedrungen wissen?
Ist ihr Lohn nicht die Freude, eine Bezahlung ihres Dienstes ablehnen zu dürfen, um die Botschaft kostenfrei weiterzugeben und ihren Lohn vom Herrn alleine zu empfangen!

Kurt Becker

One thought on “Frage zu 1.Korinther 9,17

  1. G.M. De Koning

    Geld kann bei der Verkündigung des Wortes eine hindernde Rolle spielen. Es gibt ein Sprichwort, das lautet: „Wessen Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Das bedeutet, dass man geneigt ist, Menschen, von denen man Geld bekommt, nach dem Mund zu reden. Man kann sogar völlig abhängig von ihnen werden. Diese Gefahr droht jedem Prediger, der von Menschen bestellt und bezahlt wird. ..

    Paulus verkündete das Evangelium nicht auf freiwilliger Basis. Der Herr hatte ihm dazu eine Verwaltung anvertraut. Paulus war sich seiner Verantwortung bewusst. Deshalb wollte er das Evangelium in keiner Weise mit Geld oder Gütern verbinden. Sein Lohn bestand in der Sicherheit der Zustimmung des Herrn, dass er auf die richtige Weise tätig war. Dieser Lohn reichte ihm aus. Er brauchte von den Korinthern keine Belohnung. Er wollte das Evangelium kostenlos verkündigen und nicht von seinem Recht auf Unterstützung Gebrauch machen. Auf diese Weise blieb er von allen frei.

    Aber diese Freiheit betraf nur seinen Dienst. Was seine Person betraf, wollte er der Sklave aller sein (Vers 19), um durch das Evangelium so viele wie möglich für den Herrn Jesus zu gewinnen.
    Wie gleicht er darin dem Herrn Jesus selbst, der ebenfalls alles tat, ohne ein Recht auf Belohnung geltend zu machen! Wer war so frei wie er? Er ließ sich von keinem Menschen sagen, was er zu tun hatte. Aber wer war auch jemals ein Knecht wie er? Er war nicht gekommen, um seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen seines Vaters.

    G.M. De Koning (Der 1. Brief an die Korinther; S. 119-120)


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